Rosa von Praunheim hat letzte Woche das Bundesverdienstkreuz bekommen. Ein kurzes Gespräch über Ruhm, Ehre, alte Freunde und neue Aufgaben mit einem, der immer noch gerne arbeitet.
WIE FÜHLT MAN SICH DENN, ALS FRISCH GEBACKENER BUNDESVERDIENSTKREUZTRÄGER?
Generell auch nicht anders als vorher. Das war ja nicht nur für mich, sondern ist für alle, die die Schwulenbewegung damals losgetreten und vorangebracht haben. Ich nehme das nicht persönlich.
HAST DU DAS WÄHREND DER VERLEIHUNG GESAGT?
Nein, aber ich habe mich sehr darüber gefreut, dass meine erste Liebe und mein Mitstreiter in der Schwulenbewegung, Volker Eschke, dabei war. Der ist auch in meinem zarten Alter (Rosa ist 72 Jahre alt A.d.R.). Und das wir beide da sind und diese Ehrung bekommen, dass hat mich sehr berührt. Keiner von uns hätte sich damals, als wir angefangen haben, zu einer Zeit in der Homosexualität kriminalisiert war und wir jeder Zeit ins Gefängnis hätten kommen können, gedacht, dass wir da wichtige Arbeit machen und dafür mal das Bundesverdienstkreuz bekommen.
HAST DU DENN JETZT, WO DIE WICHTIGKEIT DER ARBEIT DURCH DEN ORDEN NOCH EINMAL KLAR HERAUSGESTELLT WIRD, EIN GEFÜHL VON GENUGTUUNG?
Die Arbeit ist ja nicht zu Ende. Wir sind nicht am Ziel. Guck dir Nasser Al-Hamad an, der in Berlin gerade seine Eltern verklagt, weil sie ihn zwangsverheiraten wollen, weil er schwul ist, guck nach Russland oder Afrika oder betrachte das Wiederauferstehen von religiösem Fundamentalismus im Islam und Christentum. Es ist immer noch schwer für Menschen, in der Schule ein Coming-out zu haben, egal ob Lehrer oder Schüler. Da gilt es nicht, sich mit Genugtuung zurück zu lehnen, wir müssen weiter arbeiten. Viele Sachen sind nicht leichter geworden.
HAST DU VOR FÜNFUNDVIERZIG JAHREN, ALS IHR ANFINGT, GEDACHT, DASS ES 2015 LEICHTER SEIN WÜRDE?
Soweit haben wir gar nicht gedacht. Es ging nicht darum, in die Zukunft zu blicken. Wir waren zu beschäftigt, mit dem was anlag. Wir haben uns auch nicht mit der Vergangenheit beschäftigt, mit Magnus Hirschfeld oder so, den Vorkämpfern. Das kam später, als wir Zeit hatten, weil das Gröbste erledigt war.
WOFÜR HAST DU DENN GERADE KEINE ZEIT, WEIL DU ZU BESCHÄFTIGT BIST?
Im Moment habe ich viel Zeit. Ich arbeite gern, das macht mir unglaublichen Spaß und ist ja auch eine Gnade in meinem Alter, dass man das noch so viel und mit Freude tun kann, wie ich.
Rosa von Praunheims neuer Film Härte kommt am 23. April in die Kinos